Talk mit Nachhaltigkeits-Experte
Aktualisiert: 11. Aug. 2022
Benni von Klimafaktastisch war so nett, uns ein paar Fragen zum Thema Nachhaltigkeit, zu beantworten. Dabei haben wir unter anderem auch über den schädlichen Minenabbau gesprochen.
Erzähl' uns ein bisschen zu deinem Background und wie das Thema Klima in deinen Fokus gerückt ist.
Ich bin Benni, der Gründer von Klimafaktastisch, habe den Blog 2019 gegründet. Das Thema kam für mich auf, weil es da mehr in den Fokus gerückt ist, in den Nachrichten und auch, weil die Fridays for Future Bewegung aufgekommen ist. Ich habe das darüber hinaus auch selbst gemerkt, an den heißeren Sommern 2018/19. Da konnte man nicht mehr ignorieren, dass sich was an dem Klima wandelt und dann hat es mich sehr interessiert und wollte selbst etwas dazu schreiben.
Du führst ja den Blog Klimafaktastisch. Wie bist du dazu gekommen?
Damals habe ich auf Instagram geschaut es gab gar nicht so viel Angebot in die Richtung, weshalb ich mir gedacht habe, dass ich etwas kreieren möchte, wo die Leute schnell und kurz informiert werden. Daraufhin bin ich auf die Idee gekommen, kurze Fakten in Bilder zu integrieren und diese dann auf Insta zu posten. Außerdem hatte ich selber auch nicht so viel Ahnung von dem Thema und wollte mich tiefer einlernen und gleichzeitig etwas Gutes tun. Und das ist dann relativ erfolgreich geworden.
Du bist auch sehr aktiv wie man sehen kann. Hast du das von Anfang an so betrieben oder war das ein Prozess?
Das war ein Prozess, am Anfang sah es noch relativ unprofessionell aus. Das hat sich dann mit der Zeit gewandelt. Wir sind inzwischen mehrere Leute, die quasi ehrenamtlich mitarbeiten. Natürlich versuchen wir auch die Qualität der Beitrage zu gewährleisten. Auf unserer Internetseite zum Beispiel sollen auch immer professionellere Beiträge kommen.
Hast du ein bestimmtes Rezept, wie du deine Themengebiete auswählst und wie werden die Inhalte recherchiert?
Bei uns ist es immer ganz wichtig, dass wir auf seriöse Inhalte zurückgreifen. Das können entweder wissenschaftliche Quellen sein oder seriöse Zeitungen und Nachrichtenportale. Darüber hinaus ist es auch öfters so, dass wir durch die Länder schauen und gucken, was es dort für coole Projekte gibt. Manchmal bekommen wir auch tolle Einsendungen von Projekten. Oft sind es auch Ideen von unseren Abonnenten. Da kommen dann wirklich viele Themen zusammen und es gibt tatsächlich immer etwas zu berichten.
Wir haben gesehen, dass du auch über den Goldabbau berichtet hast. Da wir ja das Bewusstsein für die Rückführung alter Gegenstände aus Edelmetallen erhöhen wollen, interessiert uns das natürlich brennend. Wie bist du zu diesem Thema gekommen und was denkst du darüber?
Ich finde das ist ein sehr schwieriges Thema, da es vor allen Dingen total undurchsichtig ist, wie die Produktion bzw. der Abbau abläuft. Anfangs bin ich darauf gekommen, weil ich mehrere Berichte im Weltspiegel dazu gesehen habe. Die berichten da gelegentlich darüber. Häufig dann über Brasilien und die Bedingungen dort. Das hat mich sehr nachdenklich gemacht.
So konkret bin ich dann noch einmal darauf gekommen, weil ich vor ein paar Monaten ein Interview mit der aktuellen Miss Germany gemacht habe. Sie kommt eben aus Brasilien und hat uns in dem Live-Interview auch noch einmal darüber erzählt. Man sieht in diesem Zusammenhang, dass die Menschen in solchen Regionen das nicht machen, weil sie die Umwelt zerstören oder sich selbst in Gefahr bringen wollen, sondern dass es aus purer Armut entsteht. Das ist im Prinzip moderne Sklaverei, was dort vorgeht, und deshalb ist uns wichtig darüber aufzuklären. Dazu möchte ich hinzufügen: Es gibt ja auch verschiedene Siegel, die in einer gewissen Weise garantieren, dass der Abbau unter besseren Bedingungen statt findet. Uns ist es wichtig, die Menschen über die Möglichkeit zu informieren, auf solche Siegel zu achten.
Der Abbau von Minenmetallen ist generell ein großes Problem. Aber im Fall von Goldschürfen, Minengold und Silber extrem problematisch, aufgrund der Chemikalien, die in die Umwelt gelangen, plus hoher CO² Emissionen. Leider ist dieses Problem auch schwierig, da der Abbau häufig an Orten geschieht, die man nicht überblicken kann. Was ist deine Sicht auf diese Dinge?
Es liegt auch noch sehr viel Gold bei den Menschen herum, in Zahnprothesen, altem Schmuck und auch Elektrogeräten. Dazu habe ich eine ganz interessante Zahl gefunden: Nur 15 % des Goldes aus Elektroschrott wird überhaupt recycelt. Recycling ist ja ziemlich Ressourcen sparend und auch eine super Möglichkeit, das Material wieder in die Wirtschaft zu integrieren, bzw. neue Produkte daraus
zu machen. Leider löst das aber nicht die Probleme vor Ort, wo die Metalle abgebaut werden. Deshalb finde ich eine Zwischenlösung ganz gut. Zwischen Recyclinggold und Gold mit Sicherheitsstandards. Da braucht es dann ein etabliertes Nachhaltigkeitssiegel, welches eine hohe Transparenz und hohe Kontrollen hat und eben auch schaut, dass die CO² Emissionen auf einem Minimum gehalten werden.
Gibt es in weiteren Bereichen Siegel oder Standards, auf die man achten kann?
Es gibt fast in jedem Bereich Siegel. Da ist häufig die Frage, wie transparent diese sind und wie gut die Kontrollen sind. Zum Beispiel bei Bio und Fairtrade kann man sich relativ sicher sein, dass die Qualität gut ist. Dann gibt es im Bereich Papier und Holz das FSC Siegel, wobei es dabei auch verschiedene gibt. Es gibt das FSC Siegel, welches zu 100% Holz beinhaltet, welches nicht aus den Tropen stammt. Dann gibt es noch FSC Mix, da können dann gewissen Anteile trotzdem aus den Tropen kommen. Das ist dann für die Verbraucher eher undurchsichtig. Dann gibt es noch ein Siegel, was ich für sehr kritisch halte, welches aber in der Branche sehr etabliert ist. Das MSC Siegel. Da geht es um Fischerei. Das ist mittlerweile auf sehr vielen Produkten drauf. Das widerspricht sich eigentlich. Dazu kam letztens ein Bericht, in dem stand, dass 35,5% der Fischbestände weltweit überfischt sind. Knapp 90% der Bestände sind maximal ausgenutzt. Da frage ich mich dann, wie das das Siegel bestätigen kann, dass der Fisch nachhaltig gewonnen wurde.
Es gibt auch sehr viele gute Siegel, aber die Umsetzung ist in der Realität manchmal etwas schwierig.
Da du ein echter Experte bist: Hast du Tipps, die wir im Alltag befolgen können, um unsere negativen Auswirkungen auf die Umwelt zu verringern?
Spontan fällt mir ein, dass weniger Fleischkonsum schon einen Beitrag leistet, da Fleischkonsum einen hohen CO² Ausstoß, einen hohen Wasserverbrauch und allgemein auch aus ethischer Sicht kritisch ist. Im Bereich der Ernährung, kann man gut auf regionale und saisonale Ernährung achten. Und generell kann man sagen, dass es wichtig ist, zu beobachten, wie man konsumiert, und dass man sich immer fragt, ob man das gerade wirklich braucht. Und natürlich ist es auch ratsam auf eine hohe Qualität von Produkten im Allgemeinen zu achten. Denn, wenn man immer das günstigste Angebot nimmt, muss man dementsprechend häufiger nachkaufen. Darüber hinaus können gebrauchte Waren gekauft werden und man kann auch mal drüber nachdenken, sich etwas zu leihen, statt zu kaufen. Im Bereich Verkehr sind natürlich die Fernreisen sehr kritisch. Flugzeuge und Kreuzfahrtschiffe sollte man bestenfalls vermeiden. Mit dem Auto ist es immer noch besser als mit dem Flugzeug. Und wenn ihr mehr Tipps haben wollt, dann könnt ihr auf unserem Blog vorbeischauen.
Und noch eine Frage zum Schluss: Einen Blog über Klima führen - Macht dich das eher optimistisch oder pessimistisch?
Das ist eine schwierige Frage. Wenn man es realistisch sieht, dann ist es natürlich keine einfache Situation. Die Prognosen für die Zukunft sind alles andere als gut. Wir wollen versuchen die 1,5°C Grenze einzuhalten. Laut der aktuellen Prognosen wird das aber nicht funktionieren. Die Wissenschaft geht eher davon aus, dass wir bis Ende des Jahrhunderts bei 2,8 - 3,4°C landen. Das ist sehr kritisch. Trotzdem möchte ich immer optimistisch bleiben. Das ist mir ganz wichtig. Denn wir können immer noch weiter unsere CO² herunter schrauben und immer weniger ausstoßen. Dadurch hätten wir dann auch weniger Leid auf der Welt. Ich habe immer noch die Hoffnung, dass die Menschen in den nächsten Jahren aufwachen werden und wir gemeinsam für eine lebenswerte Zukunft kämpfen.
Danke Benni von Klimafaktastisch. Das waren wirklich wertvolle Inhalte, die du mit uns geteilt hast. Schaut auf seinem Blog oder seinem Instagram Kanal vorbei, für mehr spannende Inhalte.
